3. Frühes Trauma und das Gehirn.
Über epigenetische Spuren, limbische Narben, psychische Erkrankungen und Voraussetzungen für eine Erholung.
ZIELGRUPPEN:
INHALT:
Traumatische Erfahrungen belasten Menschen oft lebenslang. Warum ist das so? Was geschieht dabei im Gehirn? Wie entstehen psychische Erkrankungen? Werden die Spuren der traumatischen Erfahrungen
an die nächste Generation weitergegeben? Und was sind aus Sicht
der Hirnforschung die Voraussetzungen für eine gelingende Veränderung?
IM DETAIL:
Erleben Menschen in ihrer Kindheit viel Stress, etwa weil sie emotional vernachlässigt oder auch misshandelt werden, weil ihre Eltern aufgrund eigener Traumatisierungen und psychischer
Erkrankungen nur wenig Ressourcen für elterliches Verhalten haben, oder weil sie
Krieg und Flucht erlebt haben, dann hinterlässt dies Spuren im Gehirn – oft verbunden mit psychischen Problemen.
Im Gehirn finden sich häufig epigenetische Veränderungen von Genen des Stress- und des Oxytocinsystems. Zudem treten mitunter „limbische Narben“ in Form von Änderungen in Größe und Reaktivität
verschiedener, für die Verarbeitung von Emotionen wichtiger Hirnbereiche
auf. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen können die Folge sein. Auch Phänomene wie die im Nachgang frühkindlicher Traumatisierungen häufig verminderte Fähigkeit zur Emotionsregulation
oder die Weitergabe der Auswirkungen von Traumatisierungen über Generationen können mit Abläufen im Gehirn in Verbindung gebracht werden.
Es wird im Vortrag deutlich werden, dass auch aus neurobiologischer Sicht nichts dagegenspricht, dass sich diese Veränderungen wieder zurückbilden – wenn sich die Umwelt ändert. Häufig ändert
sich die Umwelt jedoch nicht, denn es ergeben sich infolge der frühen
Prägungen Teufelskreise im sozialen Miteinander, die einer Änderung entgegenstehen. Hier trifft die Neurobiologie auf die systemische Sicht.
Mit dem Blick der Hirnforschung können nicht nur die späteren Schwierigkeiten nach frühen Traumatisierungen erklärt werden, sondern auch Voraussetzungen für eine Erholung im Kindesalter und die
Psychotherapie im Erwachsenenalter skizziert werden. Insbesondere die
Psychotherapieforschung hat bereits zahlreiche Erkenntnisse darüber zusammengetragen, was im Gehirn geschieht, wenn Menschen im Rahmen einer therapeutischen Allianz ihre traumatischen Erfahrungen
aufarbeiten und psychische Heilung erfahren.
FORM UND GLIEDERUNG:
Online oder in Präsenz.
Bildreich gestalteter fundierter Vortrag mit gelegentlichen kurzen Murmelgruppen und wiederholtem Austausch im großen Plenum, auch vorbereitete Gruppenarbeiten sind möglich.
LITERATUR FÜR DIE NACHBEREITUNG BEI BEDARF:
Strüber, N. (2019). Risiko Kindheit. Das Gehirn verstehen und Resilienz fördern. Stuttgart: Klett-Cotta.
Strüber, N. (2024). Unser soziales Gehirn. Warum wir mehr Miteinander brauchen. Stuttgart: Klett-Cotta.
Roth, G., Strüber, N. (2018). Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta.