3. Frühes Trauma und das Gehirn.
Über epigenetische Spuren, limbische Narben, psychische Erkrankungen und Voraussetzungen für eine Erholung.

 

ZIELGRUPPEN:

  • Personen, die in der medizinischen oder psychotherapeutischen Versorgung, im Coaching, in der Pädagogik, in der Kinder- und Jugendhilfe oder in weiteren Disziplinen tätig sind, in denen beraten, begleitet oder therapiert wird.
  • Und alle anderen, die sich für dieses Thema interessieren.

WAS BRINGT MIR DIE FORTBILDUNG?

 

Verständnis! Sie werden andere und sich selbst besser verstehen können. Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass frühe traumatische Erfahrungen Menschen häufig lebenslang belasten und mit psychischen Erkrankungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen. In dieser Fortbildung geht es darum zu verstehen, was dabei im Gehirn passiert und welche Voraussetzungen aus Sicht der Hirnforschung gegeben sein sollten, damit sich Kinder und Erwachsene von frühen Belastungen erholen können und zudem ihre epigenetischen Spuren nicht an die nächste Generation weitergeben.


INHALT:

 

Viele Ihrer Klienten und Patienten blicken auf eine schwierige oder gar traumatische Kindheit zurück. Vielleicht wurden sie emotional vernachlässigt, hatten niemanden, der ihnen psychische Sicherheit gab, der sie tröstete oder berührte. Vielleicht wurden sie auch emotional misshandelt, abgewertet und klein gemacht. Vielleicht betrifft dies auch Sie selbst.
Vielleicht hat all dies zu einer psychischen Erkrankung geführt, einer Depression, einer Angststörung, einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer posttraumatischen Belastungs-störung. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wurden die frühen Traumatisierungen auch gut verpackt und die negativen Gefühle abgewehrt. Und sie äußern sich nun in bestimmten Verhaltensweisen, in übermäßiger Wut, Eifersucht, in schwer nachvollziehbaren Glaubenssätzen, einer Beziehungsunfähigkeit oder was auch immer sich daraus ergeben kann.


Erleben Menschen eine schwierige Kindheit, dann hinterlässt dies Spuren im kindlichen Gehirn. Aus Studien am Menschen, aber auch aus Tiermodellen wissen wir, dass die frühen Erfahrungen häufig mit epigenetischen Veränderungen einhergehen. Hierbei werden Gene von biochemischen Systemen wie dem Stresssystem oder dem Oxytocinsystem an- oder abgeschaltet und die Wirksamkeit der Stoffe wird beeinflusst. Zudem werden nach frühen belastenden Erfahrungen häufig Veränderungen in Hirnstrukturen gefunden, die für die Verarbeitung von Emotionen wichtig sind. Diese Hirnbereiche sind bisweilen in ihrer Reaktivität, ihrer Größe oder auch ihren Verbindungen verändert. Man könnte hier auch von „limbischen Narben“ sprechen.

 

Die epigenetischen Spuren und die limbischen Narben können ihrerseits psychischen Erkrankungen, Verhaltensstörungen, aber auch dem erhöhten Risiko für das Auftreten körperlicher Erkrankungen und der erhöhten Mortalität nach frühen traumatischen Erfahrungen zugrunde liegen. Nicht nur Erkrankungen, auch Phänomene wie die im Nachgang frühkindlicher Traumatisierungen häufig verminderte Fähigkeit zur Emotionsregulation oder die Weitergabe der Auswirkungen von Traumatisierungen über Generationen können mit Abläufen im Gehirn in Verbindung gebracht werden.


Sogenannte „Anpassungstheorien“ gehen davon aus, dass die Spuren der Traumatisierungen Anpassungen an eine besonders stressreiche Umwelt sind - verankert über die Epigenetik. Es spricht jedoch aus neurobiologischer Sicht nichts dagegen, dass sich diese Veränderungen wieder zurückbilden – wenn sich die Umwelt ändert. Häufig ändert sich die Umwelt jedoch nicht, denn es ergeben sich infolge der frühen Prägungen Teufelskreise im sozialen Miteinander, die einer Änderung entgegenstehen. Hier trifft die Neurobiologie auf die systemische Sicht.

 

Mit dem Blick der Hirnforschung können nicht nur die späteren Schwierigkeiten nach frühen Traumatisierungen erklärt werden, sondern auch Voraussetzungen für eine Erholung im Kindesalter und die Psychotherapie im Erwachsenenalter skizziert werden. Insbesondere die Psychotherapieforschung hat zahlreiche Erkenntnisse darüber zusammengetragen, was im Gehirn geschieht, wenn Menschen im Rahmen einer therapeutischen Allianz ihre traumatischen Erfahrungen aufarbeiten und psychische Heilung erfahren.
  

FORM:

 

Online oder in Präsenz.
Fortbildung mit sehr hohem Inputanteil. Bildreich gestalteter fundierter Vortrag mit gelegentlichen kurzen Murmelgruppen und wiederholtem Austausch im großen Plenum, auch vorbereitete Gruppenarbeiten sind möglich.

 

LITERATUR FÜR DIE NACHBEREITUNG BEI BEDARF:

 

Strüber, N. (2019). Risiko Kindheit. Das Gehirn verstehen und Resilienz fördern. Stuttgart: Klett-Cotta.
Strüber, N. (2024). Unser soziales Gehirn. Warum wir mehr Miteinander brauchen. Stuttgart: Klett-Cotta.
Roth, G., Strüber, N. (2018). Wie das Gehirn die Seele macht. Stuttgart: Klett-Cotta.

 

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